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Eigentlich bin ich kein Freund solcher Rezessionen, aber Informationen zu Umfang, Kosten und ggf. auch über andere interessante Details lassen sich in den Bewertungen der Urlaubsagenturen mit 500 Buchstaben sicherlich nicht gerecht darstellen. Daher nun hier eine etwas ausführlichere Beschreibung.

Wir hatten uns Anfang Sommer letzten Jahres zu einem gemeinsamen Urlaub mit einem Teil unserer Familie entschlossen. Da gibt es diverse Möglichkeiten, die Anbieter überschlagen sich ja mit ihren Angeboten. Für uns kommt hier hauptsächlich, auch wegen der Wettersicherheit, Südfrankreich in Betracht. Ich war häufiger in der Provence, die Gegend ist einfach prima zum Erholen.

der Plan war also eine Unterkunft zu finden mit Pool (Eigennutzung), 3 Schlafzimmern, ausreichend großen Betten und möglichst fern ab von Jubel und Trubel. Einschränkend ist noch zu erwähnen, dass wir mit 2 Hunden unterwegs sind, einem Labrador und einem Labrador Mix, also keine Schoßhunde.

Schon schränkt sich das Angebot deutlich ein. Aber wir fanden dann eine der Papierform nach ideale Unterkunft, wenn auch nicht in der Zentralprovence oder auf dem Plateau de Valensole, wo wir sonst häufiger waren. Diese lag nun in der Nähe von St. Tropez, aber ein wenig abseits im Nachbarstädtchen Cogolin. Angegeben mit 3000qm, Pool, voll eingezäunt, ideal mit zwei 4 beinigen Rabauken.

Es ist dann die "Villa Les Fourches" geworden. MIt 6200€ für 14Tage allerdings wahrlich kein Schnäppchen, aber die Rahmenbedingungen schienen zu passen. Bei so einem Preis sind dann die Erwartungen auch entsprechend.

Da ich als Person zur "Tanzbärenklasse" gehöre (193cm und weit jenseits der 100kg) ist immer entscheidend die Art und die Größe der Betten, denn so etwa 1/3 des Tages verbringt man seine Zeit da, auch im Urlaub. So haben wir erst immer die Abmessungen der Betten geprüft, hier sind es französische Betten, die Abmessungen waren ausreichend. Der Rest meiner Familie kommt nicht an meine Abmessungen heran, dennoch war das zweite Bett unten eben auch nur knapp genug bemessen. Das dritte Doppelbett war für einen 10jährigen natürlich ideal. Wir sind da von Hause aus halt andere Dimensionen gewöhnt, die Einheimischen sind meist auch deutlich kleiner als die Nordeuropäer.

Anders wie bei uns üblich ist die Adresse, als Ziel ins Navi eingegeben, noch lange nicht gefunden. Wir haben ziemlich lange gesucht, die Anfahrtsbeschreibung, die der Mappe mit den Schlüsseln etc. beiliegt, sollte tunlichst beachtet werden. Unser Fehler lag schon allein darin, dass wir einen SUV tauglichen Feldweg einfach nicht als Möglichkeit einer Zufahrt zu einer so schönen Villa in Betracht gezogen haben.



Wenn man dann nun nach 13h Anfahrt, davon 800km im Dauerregen und vielen Staus, nach Abholung der Unterlagen und Schlüssel aus dem Ausgabesafe beim Interhome Büro in St. Tropez, sich am Ziel seiner Wünsche angekommen glaubt, sieht man sich getäuscht. Mein Navi kannte die Adresse schon mal gar nicht. Also nimmt man sich Goggle Maps zu Hilfe, und schon erscheint die Sache klar….weit gefehlt. Die Zufahrtsstraße Chemin des Fourches ist eine staubige Schotterpiste zum Ende hin, und sie verjüngt sich stetig. Also fährt man dann den Feldweg weiter, um von unten an die Villa zu gelangen. Man sucht sich den eingezeichneten Weg, der entpuppt sich dann als von Dornengewächsen überwucherter Pfad, allenfalls von Tieren nutzbar. Im übrigen kann man die Villa vom Weg aus nicht sehen, die Draufsicht täuscht. Da ich einen SUV fahre bin ich dann den Dornenweg runter (Das Ding muss ja auch einen Zweck haben…) und stand da vor einem großen zugeketteten Tor, man sah die Villa...und einen 50cm Absatz hinter dem Tor. Das war es also nicht. Also wieder zurück, den Weg weiter Ri Westen, um von oben an das Haus zu gelangen. Der Trip endete irgendwo auf einem Pfad im Wald vor einer dicken Kette.

Also zurück nach Coglin, um dann außen herum die Zufahrt von oben zu finden.

Ich spare mir jetzt die weitere Beschreibung, das endete auch auf Schotterpisten vor einer Kette.

Die Lösung war ganz einfach, ein ausgewaschener Pfad am Rande des Ackers war der Weg zum Haus, wäre ich im Leben nicht drauf gekommen, das so eine Hoppelpiste (absolut nichts für tiefergelegte und mit Niederquerschnittsreifen ausgestattete Autos) die Zuwegung zu so einer schönen Villa ist.



















Dann endlich angekommen, Tor mit Fernbedienung, sehr gepflegtes Anwesen, tolles Haus, schöner großer Pool. Das war schon im ersten Moment ein Trost für die Anfahrtsstrapazen. Auch von innen super eingerichtet, Küche mit Geräten von Miele und Liebherr, die Räume klimatisiert.

Das Bad oben ist modern renoviert, im Schafzimmer Platz satt für Wäsche etc. . Das WC ist außerhalb vom Bad vor dem Eingang zum Schlafzimmer. Hier fiel mir gleich am Abend auf, das die Spülung im Spülkasten ständig nachlief, macht nervende Geräusche. Also war die Ablaufdichtung defekt…Sowas sollte dem Reinigungsteam, das dieses Anwesen bearbeitet, auffallen. Vor dem Eingang zur Toilette ist ein Außenfenster (das man auch braucht…), dessen Fliegenschutzgitter allerdings deutlich verschlissen war und seinem Namen nicht mehr gerecht wurde.

Solche kleinen Dinge nerven einen Handwerker…

Das Bad unten ist teilrenoviert, mit Dusche in der Badewanne, und sehr klein, die Toilette nebenan ist ok.

In einer Schublade in der Küche sind eine Menge Gerätebeschreibungen, die man auch braucht, im Wohnzimmer eine Schublade mit Ersatzbirnen und Batterien. Es gibt im Huas diverse Batterie betriebene Geräte und Bedienungen.

Der große Fernseher im Wohnzimmer soll, so wie wir aus den Anleitungen herausgelesen habe, über Internet TV verfügen, eine andere Signalquelle konnten wir auch nicht einstellen. Aber auf Grund der extrem langsamen I-Net Anbindung hat der Fernseher nie gelaufen (war auch nicht nötig bei jeden Tag 29 bis 35°C). Aber schnelleres Internet wäre wirklich schön gewesen.

Am ersten Morgen dann gleich los, einkaufen. Wieder zurück mit Baguette und Co mussten wir feststellen, in dieser Superküche gibt es keine Kaffeemaschine???? Wo eine Espressomaschine, die mit den sündhaft teuren, nicht recycelbaren Tabs gefüllt werden muss. Nicht unser Ding, also los, Kaffeemaschine gekauft.

Gefrühstückt haben wir dann draußen auf der schönen Terrasse. Super Tisch mit Drehteller in der Mitte, feine Sache. Man muss nur morgens immer einigen zig Ameisen erklären, dass das unser Tisch ist und ihre Straßen auf dem Rasen verlaufen sollen.

Zudem war der Ständer des sich auf der Trasse befindlichen Sonnenschirms, den man draußen zum Frühstück auch braucht, defekt. Er konnte den Schirm nicht halten, der fiel dann um, usw., da war dann wieder der Handwerker gefragt.

Der Weg nach draußen geht von der Küche aus über 2 große Schiebetüren, von denen sich leider nur die eine öffnen ließ, die keine Griffschalen hat. So sah dann am Ende vom Urlaub der von uns benutzte Teil dementsprechend aus.

Thema Hund:

Das ganze Gelände ist super gut eingezäunt, da gibt es nichts zu klagen. Es ist sogar ein großer, beschatteter Zwinger vorhanden. Man kann die Vierbeiner problemlos laufen lassen…..mit einigen Einschränkungen.

Dass die Hunde im Haus nicht auf den Möbeln sitzen oder liegen sollen, und nicht in den Pool dürfen, war uns vorab schon klar. Bei den meisten Hunden auch kein Problem, wir haben dann einen kleinen Pool für die Hunde besorgt und die hatten dann auf der Terrasse eine eigene Gelegenheit sich abzukühlen. Und dann gibt es noch verfressene Hunde (meist Labrador), und ganz verfressene Hunde (auch meist Labrador), und dann gibt es Bax! Das ist unser silberner Labby, eine Fressmaschine, 16 Monate alt.


















Er frisst alles was nicht bei 3 auf den Bäumen ist, oder, was sich in seiner Reichweite befindet. Allein lassen mit etwas (annähernd) essbarem, unmöglich. Der gute Bax hatte dann natürlich gleich die fast reifen Weintrauben auf dem Grundstück entdeckt. Das haben wir früh genug bemerkt, denn die sind für Hunde giftig. Bei den Mengen die so ein Labby frisst (weil kein Sättigungsgefühl) kann das schnell gefährlich werden.

So war dann im Urlaub jeder dritte Satz: Wo ist Bax?

Aber der ist ja findig und hat denn den großen Feigenbaum mit der reifen Feigen entdeckt, und die sind gesund für einen Hund. Das hat er dann auch reichlich genossen.

Am 3. Tag, wir waren in der Küche auf dem Gasherd am kochen, war das Gas plötzlich alle. Ich war schon davon ausgegangen das es sich hier nicht um eine Stadtgas Versorgung handelt. Aber entsprechende Räume sind uns nicht zugänglich gewesen. Also, die Agentur in St. Tropez angerufen…."oh, da haben wir ein Problem, das wird heute nichts mehr, aber morgen früh kommt jemand"….So der Plan. Am nächsten Tag gegen 10Uhr kam dann eine kleine zierliche Dame und fragte uns wo denn der Anschluss sei?  häää??? Ich teilte ihr meine Vermutung mit, sie hat dann den passenden Schlüssel und die Gasflaschen (wohl auch) in dem nicht zugänglichen Kellerbereich gefunden. Kam dann aber wieder raus und meinte, sie hätte nicht das passende Werkzeug. Dann wurde noch eine Zeit lang telefoniert und es kam die Aussage, dass bald jemand zum Anschließen kommt. „Bald“ ist in Frankreich ein dehnbarer Begriff. am späten Nachmittag kam dann eine weitere Dame, die brauchte dann ein paar Minuten, und wir hatten dann nach 25 Std wieder Gas.

Im Laufe der ersten Woche haben wir dann auch noch einige größere Gläser besorgt, denn die vorhandenen hatte max. 0,2L. Das ist nix für einen Biertrinker. Beim Kochen viel mir dann noch auf, dass bei dem reichlich vorhandenen Geschirr auch eine (eigentlich oft zu brauchende) Knoblauchpresse vorhanden ist. Leider nicht zu nutzen, da das Sieb innen völlig verrostet ist. 

Die Gefrierkombination verhält sich zeitweise auch merkwürdig, so richtig konnten wir das auch nicht an Hand der Unterlagen deuten. Das wurde aber ja auch schon in anderen Rezessionen angesprochen. Bei uns hat die automatische Eiswürfelproduktion allerdings funktioniert, die haben wir auch gut genutzt.

Am Montag der nächsten Woche ging es dann los mit den großen Waldbränden.




Das war nun nicht der erste Waldbrand, den ich in Frankreich erlebt habe, aber der größte mit Sicherheit. Das Feuer breitete sich rasch aus, am Mittwoch konnte man dann erste Flammen in gut 1km Distanz zum Haus sehen, wenn auch kleine Brände. Da wurde es meinen Familienmitgliedern doch etwas mulmig. Zumal die Straße auf der wir gekommen waren voll gesperrt wurde, also von der Autobahn bei Le Luc aus in Richtung St. Tropez. Gegen Abend hatte man dann, je nach Windrichtung, mehr oder weniger Brandgeruch in der Nase. Am Dienstag habe ich dann baden wollen und die neue Poolfarbe entdeckt: Schwarz Blau! Teilweise große Stücke von Flugasche waren aus den Rauchschwaden abgefallen. Wir hatten einen feinen Kescher mit, und ich habe mich dann ein paar Stunden bemüht den Pool wieder nutzbar zu machen. Die beiden Oberflächenfilter waren halb gefüllt mit Asche, das waren einige Liter an Masse.

Am nächsten Morgen sah der Pool dann so aus:



Da fehlen dann langsam die Mittel um eine Reinigung durchzuführen, also wieder in St. Tropez angerufen: wir brauchen den Poolservice!

Als plötzlich die Hunde lostobten wussten wir auch gleich, es ist jemand gekommen. Also, Hunde einsammeln und den guten Mann in seinem Auto retten. Er hat nämlich Angst vor ihnen. Im Übrigen kam er, wie auch die beiden Gas Damen, ohne Vorankündigung auf den Hof gefahren….

Ich muss gleich Vorweg sagen, ein sehr netter und kompetenter, höchst kommunikativer, angenehmer Mensch. Er sprach nur französisch, wir nicht, was ihn aber nicht davon abhielt in der nächsten Stunde seiner Anwesenheit viel zu erklären. Meine Tochter hat sich dann mit dem Google Translater bewaffnet und mit ihrem Gatten gemeinsam für den Austausch der Informationen gesorgt. Der vom Handwerker eingesetzte Saugroboter, der auch vor Ort stationiert ist, brachte dann in 2 Stunden einen sauberen Pool zum Vorschein. In der Zwischenzeit wurde dann Rasen (der noch lebende Rest) gemäht und diverse Pflanzen gegossen. Er hat sich dann auch gleich für den Freitag wieder angemeldet, da mit weiterem Ascheflug zu rechnen war.

Am Freitag dann waren dann 2 Personen auf dem Gelände, der Mann vom Poolservice und, wie sich dann herausstellte, der Besitzer der Anlage. Er sprach auch englisch, was die Kommunikation doch sehr erleichterte.

Ein ebenfalls sehr netter, sehr zuvorkommender Mensch. Er hat sich für den teilw. braunen Rasen entschuldigt, die im Rasen integrierte Sprinkleranlage hat ihren Dienst nicht korrekt erledigt. Der Fehler wurde von einem Fachmann innerhalb kurzer Zeit behoben. Auf den defekten Schirmständer aufmerksam geworden wurde, nach erfolglosem Test, sofort ein neuer aus dem Baumarkt besorgt und gegen den alten ausgetauscht. Er hat dann auf Nachfrage noch interessantes zu dem Anwesen mitgeteilt.

Am nächsten Tag sind wir dann kurz nach 2 Uhr gen Heimat gestartet.

Fazit:

Trotz Waldbrand incl. Geruchsbelästigung ein schöner Urlaub und ein idealer Platz zum erholen, hat uns allen sehr gefallen. Ich hätte mir eine Schlüsselübergabe vor Ort gewünscht, da wäre viel mehr an kurzfristigem Informationsaustausch möglich gewesen. Mag sein das der Preis für die Villa (6200€) auch großen Teils aus der Nähe zu St. Tropez resultiert, aber für einen 100% super Urlaub passten dann doch einige Sachen mit dem Preis nicht zusammen (laufende Toilettenpülung, Fliegengitter, verrostetes Geschirr, keine Kaffeemaschine, Sonnenschirmständer, sehr langsames Internet>kein TV, usw.).

Vielleicht hilft es dem einen oder anderen Leser

mfG